Unsere Hosenträger

Die Hosenträger    Mode zwischen 1810 und 1840. Sie fristen ein wenig aufregendes Dasein, die Hosenträger für Buam und Männer. Unspektakulär, würde man meinen, dem einen bloßen Zweck gewidmet, die Lederhosen in der richtigen Höhe zu halten. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Hosenträger waren weit mehr als der Zweck vermuten lässt.

Das Aussehen  Auf den Lithografien und Aquarellen aus der genannten Zeit erkennt man einen gestreiften und in der Regel zweifarbigen Träger. Es sind drei, seltener 5 Streifen, wobei der mittlere etwas breiter ist und sich die Farbgebung symmetrisch abwechselt. Kräftige Uni-Farbtöne werden mit einem neutralen bzw. naturbeigen Ton kombiniert. Die Hosenträger sind in etwa zwischen 3 und 5 cm breit. Wir dürfen annehmen, dass – je nach Statur – der Träger mal schmäler, mal etwas breiter war. Gerade die Buam und jungen Männer tragen überwiegend schmale Träger.

Besonders auffallend ist der Quersteg. Dieser befindet sich vorne auf Höhe der Brust und am Rücken ebenfalls auf Höhe der Schulterblätter, also beides Mal sehr weit oben. Entweder ist dies dem modischen Stilempfinden seiner Zeit geschuldet oder der funktionalen Notwendigkeit, das Hinunterrutschen der Hosenträger seitlich über die Schultern zu verhindern. Der Hosenträger kann auf dem Rücken statt eines Querstegs auch gekreuzt werden, wie das bei uns im Verein bisher so üblich ist.

Das Material  Die für die Hosenträger verwendeten Bänder waren so genannte Gurten bzw. Gurtbänder. Wir kennen solche gewebten Gurte heutzutage von Umhängetaschen oder der Bespannung von Schlitten. Diese sind allerdings zumeist aus Kunstfaser gefertigt. Zur damaligen Zeit wurden sie in Band- und Gurtenwebereien aus Flachs- oder Hanffasern erstellt und hatten ein mattes Erscheinungsbild, möglicher Weise auch ein einfaches, in sich gewebtes Muster. Es war übliche Handelsware, die etwa aus dem Raum Augsburg in die südbayerischen Gegenden kam. Gurten wurden für alles Mögliche verwendet. Ihre Zugfestigkeit war das ausschlaggebende Argument.

Die gröbere Ware wurde etwa zum Einspannen der Pferde benötigt; die schöneren Bänder u.a. für die Hosenträger. Wir können umgekehrt davon ausgehen, dass für die Hosenträger unserer Schlierseer Tracht keine eleganten Borten, glänzende Materialien, Blumenmuster oder bestickte Ware verwendet worden ist.

Die Verarbeitung  Die Hosenträger haben an den Enden jeweils eine angenähte Lederlasche mit Knopfloch, um daran die Hose zu befestigen. Möglicher Weise war das Gurtband selbst mit dünnem Leder oder Stoffresten unterfüttert. Der Tragekomfort könnte auf diese Weise etwas erhöht worden sein bzw. man hat dadurch erreicht, die darunter liegende Kleidung vor allzu schnellem Abrieb zu schützen. Auf den historischen Abbildungen sind die Details der Verarbeitung leider nicht zu erkennen. Bedauerlicher Weise verfügt auch weder unser Kleider-Fundus noch das Schlierseer Heimatmuseum über ein Original.

Das Besondere  So ein Hosenträger hatte offensichtlich nicht nur funktionalen Wert und Nutzen. Die Abbildungen suggerieren, mit der persönlichen Farbwahl der Gurtbänder seinen eigenen, individuellen Geschmack zum Ausdruck zu bringen. Man könnte fast von einem modischen Accessoire sprechen, mit dem man sich in Sachen Gwand von den anderen abzusetzen suchte.

Die Leute waren im zivilen Leben nicht uniformiert. Was wir heute als historische Tracht bezeichnen war die damalige Mode. Genau dies führt wiederum zu der Schwierigkeit, zentral über den Verein Gurtbänder zu besorgen oder sogar weben zu lassen. Jedes Vereinsmitglied soll halt seinen ganz eigenen haben.

Die Tragweise Die Gurtträger werden in der Regel bei einer zweireihigen Weste darunter und bei einreihigen Westen über dieser getragen.