Männerjoppe und Frauenjacke

Joppe und Jacke komplettieren unsere historische Mode, die wir im Verein als Alt-Schlierseer Tracht pflegen und die zwischen 1810 und 1840 das übliche Gewand am Ort und der weiteren Umgebung war. Erneut wollen wir versuchen, ein historisches Kleidungsstück zu beschreiben, von dem nur mehr vereinzelt Originale vorhanden sind. Wir orientieren uns an den künstlerischen Abbildungen aus der Zeit, den historischen Mode- und Schnittbeschreibungen des Schneiderhandwerks und diverser Fachliteratur rund um Tracht- und Volkskunde. Unsere Empfehlungen sind letztlich Interpretationen mit dem Ziel, ein möglichst authentisches Erscheinungsbild zu erreichen. Neben den künstlerischen und fachlichen Vorlagen berücksichtigen wir auch die gesellschaftlichen Verhältnissen und wirtschaftlichen Möglichkeiten in und um den Ort Schliersee.

 

Bezeichnungen

Im Folgenden sprechen wir für Männer und Buam von der ‚Joppe‘ und für Damen und Mädels von der ‚Jacke‘. So verwenden wir bisher die beiden Begriffe, wenngleich es je nach Region und Mode eine Fülle von Synonymen für diese Art von „Obergewand mit langen Ärmeln“ gibt. Übrigens: Joppe und Jacke sind den französischen Wörtern „la jupe“ bzw. „la jaque“ entlehnt. Frankreich war federführend in Sachen Mode und hat sie in ganz Europa wortwörtlich geprägt.

 

Gemeinsamkeiten

Joppe und Jacke sind aus wärmerem Stoff gefertigt und gefüttert. Sie werden ‚oben drüber‘ über Hemd und Weste bzw. Bluse und Laiberl getragen. Es sind in der Regel kurze Kleidungsstücke, die nicht über die Hüfte bzw. das Gesäß hinausgehen.

Die Joppe für Männer und Buam

Die kurze Joppe reicht ihrer Länge nach bis zur Hüfte bzw. bis über den Geldranzen. Sie hat einen Stehkragen, der in seiner Höhe zwischen einem und sechs Zentimetern variieren kann. Üblicherweise hat die Joppe ein kleines Revers, wobei darauf auch gänzlich verzichtet werden kann. Abbildungen zeigen beide Varianten. Mit wahlweise ein oder zwei Knopfreihen lässt sich die Joppe auch tatsächlich zuknöpfen. Hierhin kommt die funktionale Eigenschaft einer wärmenden Kleidung zum Ausdruck, anders als etwa bei sehr viel chiceren Varianten.

 

Die Ärmel sind am Ansatz in einige wenige Falten gelegt bzw. gereiht. So haben die Hemden darunter ausreichend Platz. Sie reichen vor bis zum Handgelenk, wo eine Umschlagmanschette den Ärmel abschließt. Dieser Umschlag soll möglichst nicht nur aufgenäht, sondern wortwörtlich umgeschlagen mit einem Knopf am Ärmelende befestigt werden. Historisch gesehen haben diese nach vorne geklappten Umschläge die Hände gewärmt. Handschuhe gab es in unserer Region Anfang des 19. Jahrhunderts kaum.

 

Für die Joppe werden Lodenstoffe verwendet in Braun-, Blau- oder Grüntönen, ggf. auch Beige- und Grautöne. Kragen, Revers und Umschlagmanschetten können gerne farblich abgesetzt ausgeführt werden. Es gibt zwei Außentaschen, keine Brusttasche. Gerade für die Buam gab es daneben auch leichtere Sommerjoppen, etwa aus dunkelblauem, dünnerem Leinen.

 

Schnittformen

Anhand der Schnittform des Rückens unterscheiden wir zwei Varianten: Die Joppe kann entweder tailliert und körperbetont gearbeitet sein oder sie ist am Rücken ‚schräg geschnitten‘ und ‚fällt in Glocke‘, wie man fachlich korrekt sagen würde. Bei dieser zweiten Variante wird der Stoff am Nacken gereiht und erlaubt dadurch mehr Bewegungsfreiheit. Insgesamt sollte die Joppe dann im Vergleich etwas länger ausfallen. Die taillierte Variante betont die gute Figur und verweist auf den Ursprung dieser Form als kurze, historische Uniformjacken des Militärs.

 

Die „lange“ Joppe

Neben den beschriebenen beiden kurzen Formen kommt eine weitere hinzu, die einige von uns aus den Anfangsjahren unserer Trachtengruppe noch haben, als es darum ging, einen historischen Hochzeitszug zur 1200-Jahrfeier von Schliersee nachzustellen. Sie reicht bis zu den Oberschenkeln, ist hinten mit einer Taillennaht ab der Hüfte geschlitzt und ähnelt einem Gehrock. Entsprechend wird überwiegend dunkles Tuch gewählt. Kragen, Revers und Manschette werden hier im selben Farbton gearbeitet, um dem eleganteren Charakter gerecht zu werden. Die lange Joppe ist doppelreihig geknöpft und kann über der Brust (faktisch) nicht geschlossen werden – ganz im Unterschied zu den kurzen Varianten. Getragen wird die lange Joppe zu besonderen Anlässen, dann in Kombination mit der Bundhose.

 

Wir scheuen uns hier etwas, tatsächlich von einem Gehrock zu sprechen. Der Grund hierfür ist, dass er zum einen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts in Mode kommt, zum anderen unsere Schlierseer Gegend historisch zu arm war, als dass man sich ihn hätte leisten können.

Die Joppe für Männer und Buam

Die kurze Joppe reicht ihrer Länge nach bis zur Hüfte bzw. bis über den Geldranzen. Sie hat einen Stehkragen, der in seiner Höhe zwischen einem und sechs Zentimetern variieren kann. Üblicherweise hat die Joppe ein kleines Revers, wobei darauf auch gänzlich verzichtet werden kann. Abbildungen zeigen beide Varianten. Mit wahlweise ein oder zwei Knopfreihen lässt sich die Joppe auch tatsächlich zuknöpfen. Hierhin kommt die funktionale Eigenschaft einer wärmenden Kleidung zum Ausdruck, anders als etwa bei sehr viel chiceren Varianten.

 

Die Ärmel sind am Ansatz in einige wenige Falten gelegt bzw. gereiht. So haben die Hemden darunter ausreichend Platz. Sie reichen vor bis zum Handgelenk, wo eine Umschlagmanschette den Ärmel abschließt. Dieser Umschlag soll möglichst nicht nur aufgenäht, sondern wortwörtlich umgeschlagen mit einem Knopf am Ärmelende befestigt werden. Historisch gesehen haben diese nach vorne geklappten Umschläge die Hände gewärmt. Handschuhe gab es in unserer Region Anfang des 19. Jahrhunderts kaum.

 

Für die Joppe werden Lodenstoffe verwendet in Braun-, Blau- oder Grüntönen, ggf. auch Beige- und Grautöne. Kragen, Revers und Umschlagmanschetten können gerne farblich abgesetzt ausgeführt werden. Es gibt zwei Außentaschen, keine Brusttasche. Gerade für die Buam gab es daneben auch leichtere Sommerjoppen, etwa aus dunkelblauem, dünnerem Leinen.

 

Schnittformen

Anhand der Schnittform des Rückens unterscheiden wir zwei Varianten: Die Joppe kann entweder tailliert und körperbetont gearbeitet sein oder sie ist am Rücken ‚schräg geschnitten‘ und ‚fällt in Glocke‘, wie man fachlich korrekt sagen würde. Bei dieser zweiten Variante wird der Stoff am Nacken gereiht und erlaubt dadurch mehr Bewegungsfreiheit. Insgesamt sollte die Joppe dann im Vergleich etwas länger ausfallen. Die taillierte Variante betont die gute Figur und verweist auf den Ursprung dieser Form als kurze, historische Uniformjacken des Militärs.

 

Die „lange“ Joppe

Neben den beschriebenen beiden kurzen Formen kommt eine weitere hinzu, die einige von uns aus den Anfangsjahren unserer Trachtengruppe noch haben, als es darum ging, einen historischen Hochzeitszug zur 1200-Jahrfeier von Schliersee nachzustellen. Sie reicht bis zu den Oberschenkeln, ist hinten mit einer Taillennaht ab der Hüfte geschlitzt und ähnelt einem Gehrock. Entsprechend wird überwiegend dunkles Tuch gewählt. Kragen, Revers und Manschette werden hier im selben Farbton gearbeitet, um dem eleganteren Charakter gerecht zu werden. Die lange Joppe ist doppelreihig geknöpft und kann über der Brust (faktisch) nicht geschlossen werden – ganz im Unterschied zu den kurzen Varianten. Getragen wird die lange Joppe zu besonderen Anlässen, dann in Kombination mit der Bundhose.

Wir scheuen uns hier etwas, tatsächlich von einem Gehrock zu sprechen. Der Grund hierfür ist, dass er zum einen erst im Laufe des 19. Jahrhunderts in Mode kommt, zum anderen unsere Schlierseer Gegend historisch zu arm war, als dass man sich ihn hätte leisten können.

 

Die Knöpfe

Das kleinste Teil an Joppe und Jacke wirft die meisten Fragen auf: Was sind die richtigen Knöpfe und wie schauen sie aus? Einerseits geht kaum eine Beschreibung auf diese Frage genauer ein und auf den historischen Abbildungen sind auch keine Ausstattungsdetails zu erkennen. Andererseits haben sich Knopfarten und -formen in schier endloser Vielfalt erhalten. In unserer Abwägung kommen wir zu folgendem Ergebnis: Für historisch sehr wahrscheinlich können glatte Hornknöpfe (Rindshorn)und einfarbig gefasste, geschnitzte oder gedrechselte Holzknöpfe gelten.

 

Wen das erschreckt, den dürfen wir beruhigen. Genauso passend und richtig sind die bei uns häufig verwendeten Silberknöpfe, versilberten Metallknöpfe, Knöpfe aus Zinn oder Münzknöpfe aus wertlos gewordenem, ehemaligem Zahlungsmittel. Letztlich war und ist es eine finanzielle Frage, welche Knöpfe sich man leisten kann und will.

 

 

 

Die Jacke für Frauen und Dirndl

Auch für die Frauen gibt es kurze gefütterte Jacken für die kälteren Tage. Sie werden aus schwarzem, blauem oder braunem (unifarbenem) Loden, einem leichteren Wollstoff oder aus Krimmer (Webpelz) gefertigt. Die Damenjacke reicht bis zur Taille, ist in Spenserform vorne etwas kürzer geschnitten als hinten und hat ein Schößerl, das auf Höhe der Taille ansetzt.

 

 

 

Die anschmiegsamen, körperbetonenden Jacken können mit einem kleinen Stehkragen versehen werden und haben, anders als die Joppe der Männer, kein Revers. Die Ärmel sind am Ansatz angereiht und laufen zum Handgelenk hin schmal aus. Das Ärmelende kann in Manschettenform (ohne Umschlag) mit einigen, kleineren Knöpfen besetzt werden. Mit einer (einzigen)Knopfreihe wird die Jacke mittig oder auch schräg verlaufend zugeknöpft. Die Vorderteile sind ggf. paspelliert, d.h. die Kanten sind farbig abgesetzt eingefasst. Taschen hat die Damenjacke keine, weder außen noch innen.

 

Autoren: Vroni Maier und Dr. Korbinian Leitner

Literatur: „Miesbacher Trachtenbuch – Die Bauerntracht zwischen Isar und Inn“, Irmgard Gierl, 1971, A.H. Konrad Verlag. „Lorenzo Quaglio“, Paul E. Rattelmüller, 1978. „Dirndl, Janker, Lederhosen – Künstler entdecken die oberbayerischen Trachten“, Paul E. Rattelmüller, Gräfe und Unzer Verlag, München.